Unser Nervensystem gilt als Taktgeber unseres Wohlbefindens. Es steuert, wie wir fühlen, denken und reagieren. Gerät es dauerhaft unter Stress, kann das zu innerer Unruhe, Erschöpfung oder anhaltenden Stimmungstiefs führen. Gerade bei Depressionen spielt ein überreiztes Nervensystem oft eine große Rolle. In diesem Artikel verraten wir dir, welche Wege es gibt, ein überreiztes Nervensystem zu beruhigen und Schritt für Schritt wieder in Balance zu bringen.
- So ist unser Nervensystem aufgebaut
- Wie ein überreiztes Nervensystem Depressionen begünstigen kann
- Der Vagusnerv: Schlüssel zur inneren Ruhe
- Kurzfristige Tipps, um dein Nervensystem zu beruhigen
- Langfristige Strategien, die dein Nervensystem regulieren
- Finde psychologische Soforthilfe, wenn du sie brauchst
- Fazit: Dein Nervensystem zu beruhigen ist ein Prozess
- Die wichtigsten Fragen & Antworten
So ist unser Nervensystem aufgebaut
Unser Nervensystem ist das zentrale Steuerungssystem unseres Körpers. Es verarbeitet Informationen aus der Umwelt und aus dem Inneren des Körpers, steuert Bewegungen, Organe, Emotionen und unser Denken. Grundsätzlich lässt sich das Nervensystem in zwei große Bereiche unterteilen:
- Zentrales Nervensystem: Dies besteht aus Gehirn und Rückenmark. Es empfängt Signale aus dem Körper und der Umwelt, verarbeitet diese und sendet Befehle zurück.
- Peripheres Nervensystem: Dieser Teil umfasst alle Nerven, die Gehirn und Rückenmark mit dem Rest des Körpers verbinden. Das periphere Nervensystem unterteilt sich wiederum in das somatische Nervensystem (wie bewusste Bewegungen) und das autonome (vegetative) Nervensystem, was entscheidend für unser inneres Gleichgewicht ist.
Das autonome (vegetative) Nervensystem
Das vegetative Nervensystem arbeitet unbewusst und steuert lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck oder Verdauung. Über diesen Teil des Nervensystems laufen die Prozesse automatisch ab, was es uns beispielsweise ermöglicht zu atmen, ohne bei jedem Atemzug darüber nachzudenken. Es besteht aus zwei Hauptsystemen, die wie Gegenspieler funktionieren:
- Sympathikus: Aktiviert den Körper in Stress- oder Gefahrensituationen und bereitet dich auf körperliche oder geistige Höchstleistungen vor (Vielleicht hast du bereits vom „Fight or Flight“-Modus gehört). Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigen, deine Energiereserven werden mobilisiert. Parasympathikus: Beruhigt den Körper, sorgt für Regeneration und Entspannung. Herzfrequenz und Blutdruck sinken, deine Verdauung und dein Stoffwechsel werden aktiviert.
Das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus sorgt dafür, dass unser Körper flexibel auf Anforderungen reagieren und sich danach wieder erholen kann. Dauerstress, Überforderung oder emotionale Belastungen können diese Balance jedoch stören. Dadurch bleibt der Sympathikus aktiv, während der Parasympathikus nicht ausreichend aktiviert wird. Das Nervensystem ist dann überreizt, was zu körperlichen Beschwerden, innerer Unruhe und psychischer Belastung führen kann.
Wie ein überreiztes Nervensystem Depressionen begünstigen kann
Ein unausgeglichenes Nervensystem kann sich auf vielen Ebenen zeigen. Häufige Anzeichen sind:
- Innere Unruhe, Reizbarkeit oder Anspannung
- Schlafstörungen und Schwierigkeiten beim Abschalten
- Herzklopfen, Muskelverspannungen oder Magenbeschwerden
- Konzentrationsprobleme und emotionale Erschöpfung
- Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht oder Reizen
Diese Symptome zeigen, dass dein Körper ständig „unter Strom“ steht. Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, den Sympathikus zu beruhigen und den Parasympathikus zu aktivieren. Das natürliche Gleichgewicht im Nervensystem gilt es, zu regulieren.
Ein dauerhaft überaktives Nervensystem löst nicht nur körperliche Symptome wie Verspannungen, Schlafstörungen oder Magenprobleme aus, sondern beeinträchtigt auch die psychische Stabilität. Wenn der Körper ständig im Alarmmodus ist, wird weniger Energie für Regeneration und emotionale Verarbeitung bereitgestellt. Das führt dazu, dass Betroffene sich zunehmend erschöpft, leer oder antriebslos fühlen. Auch das Denken kann sich dadurch verändern. Der Fokus liegt oftmals stärker auf Bedrohungen, Sorgen und negativen Gedanken. Bleiben diese negativen Denkmuster über einen längeren Zeitraum bestehen, trägt dies möglicherweise zur Entstehung einer Depression bei.
Deshalb ist es so wichtig, das Nervensystem zu beruhigen, um den Körper wieder aus dem Stresszustand herauszuführen. Erst wenn Entspannung möglich wird, kann auch die Psyche beginnen, sich zu erholen.
Der Vagusnerv: Schlüssel zur inneren Ruhe
Eine zentrale Rolle bei der Beruhigung des Nervensystems spielt der Vagusnerv – der längste Nerv des Parasympathikus. Er verbindet Gehirn, Herz, Lunge und Verdauungsorgane miteinander und ist maßgeblich daran beteiligt, ob wir uns sicher, ruhig und entspannt fühlen. Ist der Vagusnerv jedoch geschwächt, etwa durch chronischen Stress oder emotionale Überlastung, fällt es schwer, von Anspannung in Erholung umzuschalten.
Wie du den Vagusnerv aktivieren kannst:
- Tiefes, langsames Atmen – vor allem das lange Ausatmen stimuliert den Vagusnerv
- Summen, Singen oder Gähnen – die Vibrationen wirken direkt auf die Nervenbahnen im Hals
- Kälteanwendungen – ein kurzer Kältereiz im Gesicht (z. B. kaltes Wasser) kann die Aktivität deines Vagusnervs erhöhen
Kurzfristige Tipps, um dein Nervensystem zu beruhigen
Manchmal braucht es schnelle Hilfe, wenn der Körper in den Stressmodus gerät. Diese einfachen Techniken können in akuten Stressmomenten helfen, innere Anspannung und körperliche Symptome wie Herzrasen zu mindern:
- Langsam ausatmen: Atme doppelt so lange aus wie ein. Das senkt den Puls und aktiviert den Parasympathikus.
- 5-4-3-2-1-Übung: Lenke deine Aufmerksamkeit bewusst in den Moment, indem du 5 Dinge siehst, 4 Dinge fühlst, 3 hörst, 2 riechst und 1 schmeckst.
- Sanfter Druck: Lege eine Hand auf dein Herz oder deinen Bauch. Das signalisiert Sicherheit und beruhigt den Körper.
- Bewegung in Zeitlupe: Steh kurz auf, strecke dich, bewege dich achtsam. Kleine Körperbewegungen können Anspannung lösen.
- Kurze Pause vom Bildschirm: Schließe für 1–2 Minuten die Augen, atme tief durch und richte deine Aufmerksamkeit nach innen.
Diese Techniken helfen, den Sympathikus herunterzufahren und den Körper kurzfristig zu entspannen.
Langfristige Strategien, die dein Nervensystem regulieren
Um das Nervensystem dauerhaft zu beruhigen, braucht es regelmäßige, sanfte Impulse – ähnlich wie bei einem Muskeltraining. Mit der Zeit lernt der Körper, schneller in den Entspannungsmodus zu wechseln. Ein unausgeglichenes Nervensystem beruhigt sich nicht innerhalb weniger Minuten, sondern über Wochen und Monate hinweg. Diese Strategien können dir helfen:
- Regelmäßiger Schlafrhythmus: Feste Schlafenszeiten helfen, den biologischen Takt zu stabilisieren.
- Tägliche Bewegung: Moderate Bewegung wie Spaziergänge oder Yoga unterstützen die natürliche Stressregulation.
- Bewusste Pausen: Plane jeden Tag Zeiten ein, in denen du nichts leistest, sondern einfach im Moment bist.
- Meditation oder Achtsamkeit: Schon 10 Minuten täglich können langfristig den Parasympathikus stärken.
- Soziale Verbundenheit: Gespräche, Umarmungen oder gemeinsames Lachen setzen Oxytocin frei – ein Bindungshormon, das das Nervensystem beruhigt.
Wenn du regelmäßig übst, dein Nervensystem zu regulieren, wirst du merken, dass Gelassenheit und emotionale Stabilität mit der Zeit ganz natürlich zunehmen.
Bestehen Anspannung, Unruhe oder Erschöpfung dauerhaft, kann das auf eine tieferliegende seelische Belastung hinweisen. In solchen Fällen ist es wichtig, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Digitale Therapie-Programme wie deprexis können dich dabei unterstützen, dein emotionales Gleichgewicht zu stabilisieren.
Finde psychologische Soforthilfe, wenn du sie brauchst
Frühzeitige, individuelle Hilfe erhältst du mit deprexis, einem digitalen Therapieprogramm zur Behandlung von Depressionen. Um wieder Schritt für Schritt zu mehr Leichtigkeit zu finden, unterstützt dich deprexis mit einem individuellen Programm, Übungen zum Umgang mit Stimmungstiefs und praktischen Hinweisen zur Selbstfürsorge.
deprexis ist für dich auf Rezept kostenlos verfügbar – die Kosten übernimmt deine Krankenkasse. Das heißt, dein Arzt oder deine Ärztin kann dir deprexis verordnen und du erhältst einen Freischaltcode für das Programm. Sobald du den Code hast, löst du ihn ganz bequem auf unserer Website ein und kannst sofort mit deprexis starten.
Du bist dir noch unsicher, ob deprexis das Richtige für dich ist? Finde es in einem ersten kurzen Test heraus.
Fazit: Dein Nervensystem zu beruhigen ist ein Prozess
Ein überreiztes Nervensystem ist ein Signal deines Körpers, dass du zu lange im stressigen „Überlebensmodus“ warst. Wer lernt, den Sympathikus zu beruhigen und den Parasympathikus zu aktivieren, kann Stress abbauen, innere Ruhe finden und depressive Symptome mindern. Die Kombination aus kurzfristigen Techniken wie Atemübungen oder achtsamer Bewegung und langfristigen Strategien wie Routinen, Schlafhygiene und Selbstfürsorge stärkt die Widerstandskraft deines Nervensystems. Kleine, regelmäßige Impulse genügen oft schon, um den Körper Schritt für Schritt ins Gleichgewicht zu bringen.
Die wichtigsten Fragen & Antworten
- Woran erkenne ich, dass mein Nervensystem überreizt ist?
Ein überreiztes Nervensystem zeigt sich oft durch innere Unruhe, Reizbarkeit, Schlafprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten. Viele Betroffene fühlen sich dauerhaft „unter Strom“, können schlecht abschalten und reagieren empfindlich auf Geräusche oder Stress. Auch körperliche Symptome wie Verspannungen, Magenbeschwerden oder Herzklopfen sind häufig. Wenn diese Anzeichen über Wochen anhalten, ist das ein Hinweis darauf, dass der Sympathikus zu aktiv ist und dein Körper zu wenig Erholung bekommt.
- Wie kann ich mein vegetatives Nervensystem beruhigen?
Das vegetative Nervensystem lässt sich mit gezielten Techniken regulieren, die den Parasympathikus aktivieren – also jenen Teil, der für Entspannung zuständig ist. Dazu gehören regelmäßige Atemübungen, sanfte Bewegung, Achtsamkeit und ausreichender Schlaf. Auch soziale Nähe, Naturerlebnisse und Selbstfürsorge wirken ausgleichend. Wenn du dein Nervensystem beruhigen möchtest, sind kleine, aber regelmäßige Schritte entscheidend. So lernt dein Körper langfristig, schneller zur Ruhe zu finden.
- Was hilft, wenn die Nerven dauerhaft überreizt sind?
Wenn du das Gefühl hast, dauerhaft angespannt oder erschöpft zu sein, kann professionelle Unterstützung helfen. Therapeutische Ansätze – etwa kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining oder digitale Programme wie deprexis – können dich dabei unterstützen, Stressreaktionen zu verstehen und dein Nervensystem zu regulieren. Auch der Aufbau gesunder Routinen, regelmäßige Pausen und bewusste Entschleunigung sind wichtige Bausteine, um überreizte Nerven zu beruhigen.
